Wie wir zum Engagement gekommen sind...

Förderverein

 

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Unsere Ziele

 

 

 

Im Oktober 2009 reiste ich (Sebastian Wenz) zum ersten Mal im Zuge eines Praktikums für das Studium nach Sierra Leone. In dieser Zeit lernte ich Paul kennen, der drittälteste Sohn der Familie Bangura, die das Waisenhaus während des Bürgerkrieges in Sierra Leone im Jahr 2000 gegründet hatte. Paul und ich wurden beste Freunde, weil wir uns auf Anhieb blind verstanden.

 

Im Laufe der Zeit erzählte mir Paul von seiner Familie und dem Waisenhaus, wobei er mich nicht direkt um Unterstützung bat. Bevor ich im Januar 2010 aus Sierra Leone abreiste, versprach ich Paul, mich in Deutschland nach Möglichkeiten einer Unterstützung für das Waisenhaus umzuhören.

 

In Deutschland erfolgte dann die Kontaktaufnahme zu Alexander Lauber und später zu Philipp Enghofer – beides Studenten an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Beide Freunde erklärten sich sehr schnell bereit, mich in meinem Vorhaben zu unterstützen. Für Alexander und Philipp bot sich als angehende Lehrer natürlich ein Praktikum an der zum Waisenhaus dazugehörigen Schule an. Gemeinsam akquirierten wir Sachspenden, wobei es sich hauptsächlich um Schulmaterialien wie Hefte, Blöcke, Bleistifte, Kugelschreiber, Buntstifte, Mäppchen, Radiergummis, Spitzer und Schultaschen handelte. Aber auch Hygieneartikel wie Seife, Shampoo und Zahnpasta oder Fußballtrikots und -bälle waren dabei.

 

Am Anfang schickten wir lediglich lose Anfragen an verschiedene Institutionen wie Banken, Fußballvereine, Schreibwarenartikelhersteller usw. Nach einigen Wochen standen wir jedoch vor einem riesigen Berg von Sachspenden, sodass es uns unmöglich erschien, dies alles im Flugzeug zu transportieren – der Erfolg der losen Anfragen übertraf unsere Erwartungen bei weitem. Daraufhin entstand die Idee, eine Reise mit dem Auto nach Sierra Leone zu unternehmen, um alle gesammelten Artikel nach Sierra Leone zu transportieren.
Wir erkundigten uns über die Möglichkeit einer Reise durch Westafrika und planten die Durchführung Schritt für Schritt. Die Planungen betrugen mehrere Wochen und erforderten intensive Arbeit und eine enge Absprache. Am 17. August 2010 machten wir uns schließlich auf die insgesamt 7.600km lange Reise durch acht Staaten.

 

Am 2. September kamen wir nach teils unvergesslichen Tagen, aber auch sehr strapaziösen Stunden in Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones, an. Nach zwei Tagen Ruhepause, die wir nach insgesamt 16 Tagen auf Reise dringend benötigten, unternahmen wir die erste Fahrt zum Waisenhaus in Madina, im Nordwesten Sierra Leones. Der Empfang, der uns bereitet wurde war phänomenal! Am selben Abend wurde uns gar ein Theaterstück vorgeführt, das von den Kindern einstudiert wurde. Es handelte von der Verschleppung der Eltern der Kinder. Es wurde darin gezeigt, wie die Kinder zu Waisenkindern wurden und wie sie während des Krieges von der Familie Bangura aufgenommen wurden und wie es schließlich zur Gründung des Waisenhauses kam.

 

An unserem ersten Tag verteilten wir die Sachspenden, die wir mitgebracht hatten. Alle Kinder waren hellauf begeistert und glücklich über die Hilfe, die wir aus Deutschland mitgebracht haben. Wir verbrachten einige Tage am Waisenhaus, um uns ein erstes Bild zu machen. Eine grundsätzliche Ausstattung war bereits vorhanden, so z. B. ein Brunnen mit Handpumpe, der vor einigen Jahren von der UN (Vereinte Nationen) finanziert wurde. Zwar gibt es sowohl für die Mädchen als auch für die Jungen ein eigenes Haus, in denen sie schlafen, lernen und sich aufhalten können. Jedoch teilen sich mindestens vier Kinder ein ca. 12 qm großes Zimmer (siehe Bilder).

 

Zum Waisenhaus gehört eine Grundschule, in der jedoch oft kein Unterricht stattfindet, weil das Waisenhaus das Gehalt der Lehrer nicht bezahlen kann. Vom Staat gibt es hierfür keine Unterstützung. Das Schulgebäude dient gleichzeitig als Kirche, in der jeden Sonntag ein Gottesdienst angehalten wird.

 

Bevor Alexander und Philipp Ende September 2010 zurück nach Deutschland flogen, war uns klar, dass wir das Waisenhaus auch weiterhin unterstützen wollten, indem wir nachhaltige Projekte ins Leben rufen. Wir erkannten das Potenzial, das in dem Waisenhaus steckt: bestellen die Kinder doch Felder, auf denen sie Kartoffeln, Cassava, Okra und Mais anbauen. Zudem gehört der Familie Bangura ein Stück Land in der Nähe des Waisenhauses, auf dem Reis, das Haupt-Grundnahrungsmittel in Sierra Leone, angebaut wird, um die Kinder zu versorgen.

 

Trotzdem hat die Familie immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Vor allem in der Regenzeit, wenn der Reisvorrat aufgebraucht ist und der Reis selbst gekauft werden muss. In dieser Zeit haben die Kinder teilweise wochenlang kaum Nahrung und trinken fast ausschließlich Wasser.

 

Auch die Bezahlung der Schulgebühren für die weiterführende Schule kann nicht immer gewährleistet werden, sodass manche Kinder nicht mehr zur Schule gehen können und ihnen somit das Grundrecht auf Bildung verwehrt wird. Diese „Lücken“ versuchen wir mit der Realisierung von nachhaltigen Projekten zu schließen.

 

Außerdem haben wir gesehen, dass die Familie Bangura und die Waisenkinder sehr viel Eigeninitiative ergreifen. Das Vertrauen zwischen uns und der Familie ist sehr hoch und die Zusammenarbeit ist sehr angenehm. Dies sind alles Argumente, die uns dazu veranlasst haben, unser (ursprünglich) einmaliges Engagement auszuweiten und zu einem nachhaltigen Engagement zu machen.

 

Mit der Gründung einer Organisation in Sierra Leone und einem Förderverein in Deutschland wollen wir dies nun realisieren.