Ein Tag auf der Reisfarm

(Bericht von Alexander Lauber, veröffentlicht am 20. September 2016)

 

Dieses Jahr hatte ich die Möglichkeit, mit den Kindern einen Tag auf dem Reisfeld zu verbringen. Für mich eine spannende Angelegenheit – hatte ich doch bisher mit dem Anpflanzen von Reis keinerlei Erfahrung.

 

Das kleine, sumpfige Reisfeld der Familie Bangura liegt zu Fuß etwa eine halbe Stunde vom Waisenhaus entfernt. Hier wird im August der Reis angepflanzt. Herr Bangura besitzt außerdem ein weiteres, sehr großes Reisfeld, das allerdings eine Autostunde entfernt vom Waisenhaus liegt. Um dies zu bestellen müssen externe Arbeiter angestellt werden, was aufgrund der Kosten leider nicht immer machbar ist.

 

Zurück zum kleinen Feld, das von den Kindern bewirtschaftet wird. Auch hier wird der Reis nicht im Feld direkt angepflanzt. Stattdessen werden die Samen im vergleichsweise trockenen Boden auf einem kleinen Acker direkt am Waisenhaus angepflanzt und bis auf eine Höhe von etwa 20 cm heranwachsen gelassen. Haben die Pflanzen die entsprechende Größe erreicht, werden sie mitsamt der Wurzel aus dem Boden herausgezogen und zu kleinen Bündeln zusammengeschnürt. So wird das ganze Feld abgeerntet und die Bündel werden dann in großen Packen zum „richtigen“ Reisfeld gebracht.

Während die Arbeit auf dem Acker am Waisenhaus hauptsächlich von den kleinen Mädchen und Jungen erledigt wird, ist das Pflanzen des Reises auf Feld in der Regel reine Jungensache. Besondere Gegebenheiten erfordern allerdings besondere Maßnahmen und weil wir uns toll verstanden haben, wollten die kleinen Mädels mich nicht alleine mit den Jungs ziehen lassen und wir gingen gemeinsam.

 

Ein kleiner Trampelpfad führte uns hinaus aus dem Dorf an vielen Palmen, Elefantengras, Büschen und anderen Reisfeldern vorbei; durch Pfützen und – ja, fast möchte man es einen kleinen See nennen. Jedenfalls standen wir dort beim Durchwaten auch bis über die Knie im Wasser. Unterwegs zeigten mir die Kinder außerdem viele weitere der einheimischen Pflanzen: wir aßen wilde Pflaumen, sahen Cashew-Bäume (die leider noch keine Früchte trugen), Bananenstauden und viele weitere Sträucher und Gräser.

 

Als wir nach einigen Abzweigungen ankamen, bot sich mir ein Blick über das schlammige Reisfeld. Klar, dass wir als erstes unsere Schuhe ausziehen und barfuß weitermussten. Dass wir nun ausnahmsweise eine so große Gruppe waren, hatte einen weiteren angenehmen Nebeneffekt – konnte die anfallende Arbeit dadurch natürlich auch schneller gemeistert werden. Sämtliche kleine Reispflanzen mussten nämlich in den Schlamm gedrückt werden. Wir standen knöcheltief im Dreck, die Aussicht auf einen Blutegelbiss wollte ich mir schnell aus dem Kopf schlagen, was mir zum Glück auch bald gelang. So verbrachten wir den ganzen Vormittag in gebückter Haltung, verpflanzten hunderte kleine Reisableger und hatten viel Spaß an der frischen Luft und im warmen Regen.

 

Die Kinder waren durchaus überrascht, wollten sie doch zuerst nicht, dass ich mit auf die Reisfarm gehe. Schließlich ist das Reis pflanzen eine feuchte und dreckige Angelegenheit. Dennoch waren sie dann glücklich, wie schnell ich lernte und wir hatten eine Menge Spaß an diesem Tag.

 

 

 

 

 

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